Karte der Ostsee
Sturm an der Ostsee --- Bild von jggrz auf Pixabay

Entstehung von Sturmhochwasser

Wenn bei tagelangem Sturmwind aus westlicher oder nordwestlicher Richtung über die Ostsee streicht, wird das Meerwasser weiter nach Osten Richtung St. Petersburg gedrückt. Im Osten kommt es dann auch häufiger zu Überschwemmungen. Gleichzeitig läuft aber nun Wasser aus der Nordsee über das Kattegat nach. Lässt der Sturm nun nach, so schwappt das Wasser wie in einer Badewanne zurück. Das Wasser aus der Nordsee kann aber nicht schnell genug verdrängt werden und so kommt es zu einer Anstauung und damit zu einem Hochwasser. Dreht der Wind aber nun plötzlich auf eine östliche Richtung, so wird dieser Effekt deutlich verstärkt und es kommt zu einem schweren Hochwasser. Diese Ereignisse sind zum Glück selten

Schweres Hochwasser an der Ostsee

In Rügener Chroniken wird für das Jahr 1044 ein solches Hochwasser erwähnt. Es liegen in den Geschichtaufzeinungen aber kaum Daten hierzu vor. Die erste genauer überlieferte „Flut“ an der Ostsee war die sogenannte Allerheiligenflut 1304, wodurch offenbar die bis dahin bestehende Landverbindung zwischen der Insel Rügen und der kleinen Insel Ruden zerstört wurde. Zu jener Zeit waren die Folgen auch deshalb so gravierend, weil es noch keinen Küstenschutz gab. Das bisher schwerste Sturmhochwasser fand 1872 statt.
 Sturmflut_1872
Sturmhochwasser von 1872 in Eckernförde

Das Sturmhochwasser am 13. November 1872

Das Ostseesturmhochwasser vom 13. November 1872 gilt als die schwerste Hochwasserkatastrophe in der westlichen Ostsee. Die Wasserstände erreichten mehr als 300 cm über NN. Es trat die Bewohner der Ostsee völlig unvorbereitet, als in der Nacht vom 12. zum 13. November 1872 im Bereich der deutschen - dänischen Ostseeküste ein Nordostorkan diese Hochwasserkatastrophe auslöste.
Mindestens 271 Menschen verloren ihr Leben, Tausende wurden obdachlos, zehntausende Stück Vieh ertranken. Etliche Schiffe gingen vor der Küste von Dänemark und Deutschland verloren und es gab großflächige Landverluste. In vielen Ortschaften kann man sich anhand von Hochwassermarken einen Eindruck über das Ausmaß der Katastrophe machen.
In den Tagen vor dem Sturmhochwasser drückte ein Sturm aus Südwest die Ostsee in Richtung Baltikum und führte dort zu einem Hochwasser. Entsprechend sanken die Pegel in der westlichen Ostsee. In der Nacht auf den 13. November drehte der Sturm auf Nordost und wuchs sich zu Orkan aus. Wie in einer Badewanne schwappte nun das Wasser in Richtung Westen zurück. Durch die Meerengen kann das Wasser aber nur langsam in die Nordsee zurückfließen und staute sich daher am Morgen des 13. Novembers auf über 3 m auf. Besonders stark betroffen war Eckernförde mit seiner weit nach Nordosten geöffneten Bucht.